Das Rebalancing ist notwendig, um das gewünschte Risiko-Rendite-Profil des ETF-Portfolios beizubehalten. Denn das ist wichtig zu verstehen: Du musst dein Depot als Einheit betrachten und nicht jedes einzelne Investment separat, um das Risiko zu beurteilen.
Höchstens einmal pro Jahr setze ich mich hin, um die ursprünglich intendierte Verteilung der Anlageklassen wiederherzustellen, die sich im Laufe der Zeit durch unterschiedliche Marktentwicklungen und mein neu angespartes Vermögen verändert hat. Ich will, dass die einzelnen ETFs und mein sicherheitsorientierter Teil wieder die prozentuale Gewichtung aufweisen, die ich anfangs festgelegt habe.
Zunächst versuche ich, das Rebalancing über die Investition des neuen Geldes zu erreichen. Erst wenn das nicht ausreicht, schichte ich eventuell aktiv um. Umschichten kostet zusätzliche Transaktionsgebühren und oft auch Steuern, die mir Kapital abziehen, das ich nicht mehr anlegen kann. Ein Rebelancing-Vorteil durch Umschichtungen muss immer gegen diese Kosten abgewogen werden.
Du kannst deine Rebalancing-Notwendigkeiten mit dieser Tabelle notieren:
Datum: | Ist in € | Soll in % | Soll in € | To Do |
Gesamt | 100 | / | / | |
Sicherheitsorientierter Teil | 10 | |||
Giro-Konto | TBD | |||
Tagesgeld | TBD | |||
Ggf. Anleihen-ETF | TBD | |||
Depot-Verrechnungskonto | TBD | |||
Renditeorientierter Teil | 90 | |||
ETF: MSCI World | 50 | |||
ETF: MSCI World Small Cap | 20 | |||
ETF: MSCI Emerging Markets IMI | 30 |
Wichtig ist primär, dass mein Aktien-Anteil die vorgesehene Gewichtung nicht überschreitet. Ob die Gewichtungen innerhalb des Aktien-Anteils präzise den Prozentangaben entsprechen, ist sekundär relevant. Hier schaue ich, ob die notwendigen Veränderungen in ihrer jeweiligen Summe groß genug wären, um die Transaktionsgebühren zu rechtfertigen.
Grundsätzlich möchte ich keine Kauf- und Verkauf-Aufträge unter 1.000 Euro ausführen, achte aber mehr darauf, dass meine Gesamttransaktionsgebühren pro Jahr 1 % meiner Gesamtanlagesumme
nicht überschreiten. Und mit dem Umschichten, sprich: mit dem Verkauf von Anteilen, um andere zu erwerben, bin ich extrem zurückhaltend, aus den genannten Gründen.
Wichtig ist ebenfalls, nur an Tagen zu rebalancen, an denen keine außergewöhnlichen Marktausschläge zu verzeichnen sind. Bei großen Kursbewegungen nach oben oder unten können
ETF-Kurse konstruktionsbedingt kurzfristig recht wild um ihren Nettoinventarwert herumflippen. An aufregenden Handelstagen also lieber die Börse meiden und
abwarten. Ich neige auch dazu, am Anfang und Ende eines Monats nicht zu kaufen, weil dann alle kaufen, z. B. über die automatischen Sparpläne.
Das Rebalancing nutze ich auch, um zu prüfen, ob meine ETFs noch genauso gestrickt sind wie gewünscht.
Welche Rendite Rebalancing bringt
Der Rebalancing-Vorteil ist bedeutend, aber nicht unendlich groß – ich kenne Zahlen von etwa 0,5 % pro Jahr, bezogen auf das gesamte Portfolio –, weshalb ich marginale Ungleichgewichte nicht korrigiere. Jährlich oder zweijährlich reicht. Vielleicht ausnahmsweise auch nur alle drei Jahre, mal sehen. Ich rechne das nicht im Einzelnen aus, sondern entscheide es danach, ob ich mich mit meiner Asset Allocation noch wohlfühle oder nicht. Das ist kein besonders vorbildlicher Ansatz, aber er ist einfach.
Gerd Kommer erklärt das Renditeplus durch Rebalancing vor allem mit der Ausbeutung der Regression zum Mittelwert, was mir einigermaßen plausibel erscheint.
Wenn du bis zu dieser Stelle alle Artikel der Serie gelesen hast, weißt du jetzt, in was ich wie investiere. Im nächsten Text der Serie erfährst du, in was ich alles nicht investiere und warum nicht.
Dieser Beitrag ist Bestandteil einer Serie über ein ETF-Weltportfolio zur Altersvorsorge.
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